Freitag, 26. Juni 2009

Hallo liebe NaFuler,

obwohl ich kein Mitglied Eurer Gruppe bin, hat mich Sebastian freundlicherweise zu diesem Blog eingeladen.

Ich verfolge die Einträge stillschweigend, wie ein geduldiger Zuhörer in einer Vorlesung und wollte an dieser Stelle kurz mal aus meiner Stasis herausbrechen, um Euch zwei schöne Primärtexte zum Thema Alternate History zu präsentieren, die ihr vielleicht noch nicht auf dem Radar habt.

Da wäre zum Einen der Comic The Adventures of Luther Arkwright von Bryan Talbot. Talbot inszeniert im Comic ein sich bedingendes Multiverse dessen einzelne Paralleluniversen vor der Apokalypse stehen. Hört sich sehr nach Sci-Fi an, ich weiß, aber die Ausarbeitung der Vermischung von politischen, historischen Themen ist sehr gut gelungen.

Der andere Text trägt den schönen Namen Atomic Aztek von Sesshu Foster. Er beschreibt die Geschichte eines jungen Indio in den Schlachthöfen von Los Angeles, dessen Wahrnehmung beim Töten der Schweine immer wieder verschwimmt und er sich in einer Welt wiederfindet in der die Azteken nicht nur die Europäer aus Amerika vertrieben haben, sondern auch die Nazis bekämpfen.

Ich weiß, dass sich bei beiden Text etwas nach Popular Culture anhören, doch ich kann sie euch nur empfehlen. So, jetzt muss ich aber zurück zu meiner Dissertation und William Gaddis, der seiner ganz persönlichen Zeitrechnung folgt. Wenn jemand Fragen oder Bemerkung in Sachen Comics, ein akademisches Steckenpferd von mir, oder amerikanischer Literatur hat, immer her damit.

Grüße,
Daniel

Samstag, 20. Juni 2009

"The Void" - könnte interessant sein

Ist als "Action Adventure" klassifiziert, könnte aber eine interessante Sache für die Gamer unter Euch sein: The Void. Freie Wege, interessanter Misch aus verschiedenen Genres, semi-offene Enden. Demo ist 2.3 GB schwer, ich poste mal obs passt, wenn sie sich durch die Leitung gequält hat.

Ergebnis: Interessantes Spiel, etwas verquast und in deutscher Synchro ziemlich anstrengend. Das esotherische Geseiere ist teilweise etwas sehr gewollt, das Spielprinzip ist (zumindest in den ersten 60 Minuten) ziemlich eng - die unbekleidete Dame im Wasser erzählt einem, was man tun soll und hängt im Hintergrund als Narrator rum. Grafisch sehr ansprechend, aber das hilft ja hier eher wenig...

Spielgefühlsmäßig ein Mix aus Myst/Riven und Auditorum. (Letzteres übrigens großer Spaß, wenn auch gänzlich nicht-narrativ. Aber wer weiß, was ihr draus macht...)

Sonntag, 14. Juni 2009

Vermutlich unbrauchbar, aber...

...wie Sebastian grade meinte: Dass es nicht passt ist ja auch ein Ergebnis.

Die Jungs von Quantic Dream versuchen grade ein potentiell narrativ ganz spannendes Spiel zu bauen (das grade auf 2011 verschoben wurde, aber was solls.) Das ganze soll multiperspektivisch und - wennn ich das richti verstanden habe - auch potentiell relativ frei im Handlungsablauf sein.

Developer Quantic Dream is making a story-driven game with unconventional mechanics that allows you to explore a given story from multiple points of view.
und

If a character dies, the game does not end, and play control switches to another character, with the events of the previous character's death affecting the story.[10] In the event that all four characters die, there is a proper conclusion to the story and the game ends.


Soweit, so gut, allerdings:

That sounds great and exciting, unless you remember that they already did that, and it was a disaster. Indigo Prophecy (aka Fahrenheit, aka Mr. Stabby and Incan Wizard Go Bananas in the Big Apple) has the distinction of having the most ridiculous plot I've seen in a videogame, ever. And that includes Burgertime and Halo.
Nuja. Heißt Heavy Rain, mehr hier, hier und bei der Wikipedia.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Guillermo del Toro über die Zukunft des Geschichtenerzählens

...bei Wired.

del Toro: In the next 10 years, we’re going to see all the forms of entertainment—film, television, video, games, and print—melding into a single-platform “story engine.” The Model T of this new platform is the PS3. The moment you connect creative output with a public story engine, a narrative can continue over a period of months or years. It’s going to rewrite the rules of fiction.

Wired: It sounds like you’re talking about an entirely new form of storytelling.

del Toro: Think about the way oral tradition became written word—how what we know about Achilles was written many, many years after it made its way around the world with different names and different types of heroes. That can happen when you allow content to keep propagating itself through different kinds of platforms and engines—when you permit it to be retold with a promiscuous form of mythology. You see it when people create their own avatars in games and transfigure their game worlds.

Discuss...

Sonntag, 7. Juni 2009

Auch wieder knapp am Thema vorbei...

... aber vielleicht doch interessant: NAWLZ - interessante Form von interactive Fiction auf Graphic Novel-Basis.

Edit: hier gibts eine ganz gute Online-Review zu NAWLZ: http://webcomicoverlook.com/2009/01/14/the-webcomic-overlook-64-nawlz/

Freitag, 5. Juni 2009

Blade Runner Official Mash-Up-Thingy

Haha, eat this:

Ridley Scott, Regisseur von „Blade Runner“, arbeitet an Sorta-Prequels in Form von kurzen fünf- bis zehnminütigen Clips, die in Form einer Webserie namens „Purefold“ Themen des Films aufgreifen sollen. Die Figuren aus dem Original sollen nicht vorkommen, es ist eine Online-Serie „inspired by Blade Runner“. Das besondere: Die Serie wird unter CC-Lizenz stehen und User sollen die Clips remixen und online stellen, was dem ganzen eine ganz eigene Dynamik verpassen könnte. Willkommen im 21. Jahrhundert, Film.
quoth der Nerdcore, mehr hier. Der Spannende Teil ist m.E. die Lizenz: Das wird offenes jeder-darf-mitmachen-Storytelling-of-Doom(TM).

Go.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Filme mit alternativen Enden

Ganz interessant sind ja vielleicht auch noch Filme mit alternativen Enden die dann aus welchen Gründen auch immer nicht genommen wurden (und die teilweise radikal anders sind, vgl. "Blade Runner").
Zumindest in der DVD-Fassung wird dadurch demonstriert, dass die Geschichte auf unterschiedliche Arten enden kann (=> interessant wäre hier auch die Rolle der DVD als Medium in dem alternative Fassungen publiziert werden können).

Es kommt wohl auch vor, dass bei besonders spannenden TV-Serien unterschiedliche Enden gedreht werden um die Spannung bis zuletzt zu halten (wenn ich mich nicht irre war das bei der ersten Staffel von "Murder One" der Fall, in der es um einen Mordfall ging => es wurden mehrere Enden gedreht in denen sich unterschiedliche Figuren als letztendlicher Mörder herausstellten; nicht einmal die Schauspieler wussten vorher, welches Ende dann letztendlich ausgestrahlt werden würde).

Weitere Bestellungen angekommen

In den letzten Tagen sind noch einige der bestellten Bücher angekommen, sie stehen in 201 im NAFU-Regal.

"Emergency Room" und NaFu

Hat gestern jemand von Euch "ER" gesehen? Die Folge war jedenfalls sehr NaFu-esque: Neela wacht dreimal auf und erlebt den gleichen Tag dreimal anders, mit anderen Entscheidungen, die zu anderen Folgen führen, ein bisschen à la "Groundhog Day". Die Offenheit von Zukunft wurde sogar sehr explizit thematisiert, nicht nur durch die Erzählstruktur der Folge, sondern auch durch die Figur eines kleinen Mädchens, das Neela behandelt und das sie dreimal (jeweils am Anfang der sich dann entwickelnden Sequenz von Ereignissen fragt: "Don't you want to know your future"?
Womit wieder mal bewiesen wäre: Fernsehen bildet.

Montag, 1. Juni 2009

Metalepsen und NaFu

Auf meinem Heimflug war ich gezwungen, die sehr unüberzeugende Verfilmung von Tintenblut anzusehen (ich hoffe, die Bücher sind besser!) und dabei ist mir ein weiterer Aspekt eingefallen, der für NaFu von Interesse sein könnte: mir scheint, dass die Determiniertheit und Linearität der Zukunftsentwürfe von Erzählung immer dann (explizit oder zumindest implizit) in Frage gestellt wird, wenn eine Figur im Sinne der Metalepse aus ihrer Erzählebene heraustritt und sich über ihre fiktionale Natur bewusst wird, oder sogar ihre eigene Geschichte verändert. Als Teil einer (idR abgeschlossenen) Erzählung ist die Zukunft der Figur "geschrieben", sie ist bereits vergangen und ihr Ausgang bekannt, mit dem metaleptischen Ebenenbruch aber kann diese Determination zumindest theoretisch gebrochen werden. Im Tintenblut-Film erfährt eine Figur, dass sie in ihrer Romanwelt sterben wird, als sie aber in diese Romanwelt zurückkehrt, sind die Voraussetzungen des Todes nicht mehr gegeben - die Geschichte schreibt sich also um?

Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Texten, in denen fiktive Figuren sich gegen ihr "Erzählschicksal" auflehnen, oder auch auf dessen Einhaltung drängen. Mir fallen spontan Flann O'Brians At Swim-Two Birds ein sowie Luigi Pirandellos Sei Personaggi in Cerca D'Autore, außerdem Die Unendliche Geschichte. Weitere Beispiele? Meinungen dazu?